Eine neue Welt malen


(3 min Lesezeit)

2012 entschied ich mich Künstlerin zu sein. Es war ein langer, verschlungener Pfad, der mich bis dahin gebracht hatte. Ich war gerade gekündigt worden, nachdem ich mich noch einmal in der Architektur versucht hatte. Und ich war erleichtert.

Mit einer neuen Überzeugung stürzte ich mich also in dieses Sein hinein. Zu dieser Zeit war ich in der Lage kreativ zu arbeiten wenn ich mich entweder in einem besonders guten oder in einem besonders negativen Zustand befand. Ich fühlte mich also entweder besonders euphorisch, optimistisch, fröhlich u.s.w. oder ich fühlte mich traurig, resigniert, wütend, melancholisch. Auf jeden Fall wohnte meinem Gefühlszustand eine gewisse Intensität inne die sozusagend der Brennstoff für meinen künstlerischen Ausdruck war. Und diese Gefühlszustände fanden ihre Begründung immer im Außen, in dem was mir widerfuhr oder irgendwann einmal widerfahren war.

Es war schwierig für mich, eine konstante Arbeitsweise zu entwickeln, war mein Wollen zum künstlerischen Schaffen doch abhängig von äußeren Umständen.

Die weniger extreme Gefühlspalette in der Mitte bot mir wenig Anreiz mich aus ihr heraus künstlerisch zu betätigen. Alles was in ihr entstand empfand ich als relativ fad und unambitioniert.

Das fühlte sich völlig normal an und ich hatte es bis dahin nicht hinterfragt.

Was ich allerdings hinterfragt hatte war, ob es denn so gut und dienlich für meine Umwelt war, wenn ich die Kunst, die ich in Zeiten schuf in denen ich mich melancholisch bis wütend fühlte, hinaus in die Welt gab und sogar Käufer dafür suchte. Es brauchte ein paar Jahre intensive innere Arbeit, um meinen Schatten in meiner Kunst nicht nur vermeiden zu wollen sondern vielmehr aus ihm heraus das Helle wachsen lassen zu können.

Wenn ich jetzt zurückblicke, ist es als ob mir ein Stück Erinnerung fehlt zwischen dem soeben beschriebenen Zustand und dem Zustand, den ich heute als mein künstlerisches Zuhause empfinde. Aber ich weiß sehr genau wie es dazu kam, dass er in mein Leben trat.

Er warf sein Licht voraus, in dem Moment als D mit seinem Fahrrad den Hügel zu unserem ersten Treffen hinauf fuhr. Und er manifestierte sich als etwas Neues für uns beide indem wir erst Freunde und dann ein Paar wurden. Von Anfang an war da in unserem gemeinsamen Raum etwas Anderes als die Extreme des ersten Verliebtseins. Es war leise und es war warm. Oft war ich davon verwirrt, denn was ich bisher gekannt hatte, war eher eine Aneinanderreihung von Hochs und Tiefs gewesen. Doch diese stille, innerliche Extase fühlte sich an wie ein Zuhause. Es war intensiv ohne laut zu sein, es war voll Freude ohne zu schreien.

Und eben genau so fühlt sich der Ort an, aus dem heraus ich heute Kunst in diese Welt bringe. Er IST die Freude, er IST der Frieden und die Zuversicht. Ich brauche all das nicht zu suchen, bevor ich mich an meine Arbeit mache, er ist da sobald ich die ersten paar Pinselstriche auf dem Malgrund mache. Nicht immer, aber zu 90 % der Zeit. Dieser Seinszustand ist mir mittlerweile so vertraut, dass ich ihn sicher erkenne.

Ich bin mir vollkommen darüber bewusst, dass sich meine Gedanken und Gefühle während des Prozesses direkt in jede künstlerische Arbeit einweben, und diese Energie für immer mit sich tragen. Deshalb bin ich aufmerksam, was ich wann und wie tue, denn mein Hauptanliegen ist es Menschen, Räume und Orte zu unterstützen. Ich trage meinen Teil zu einer neuen Welt bei.

Dies ist mein allererster Blogpost! Ich freue mich jetzt und in Zukunft außerordentlich über Kommentare, Anregungen und eure Geschichten zum Thema!

Herzlich

Claudia

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