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Du brauchst wirklich kein Kunstkenner zu sein, oder dich mit Kunst irgendwie auszukennen, oder mit der Kunstszene und dem Kunstmarkt vertraut sein, um entscheiden zu können, ob du ein Kunstwerk schön findest.
Ich bin übrigens auch nicht wirklich ein Insider der Kunstszene. Ich bin in großen Teilen Autodidaktin und habe Architektur statt Kunst studiert, weil ich nicht einmal zum Eignungstest eingeladen wurde. Ein großer Herzschmerz damals. Davor habe ich manieristische Porzellanmalerei gelernt. Das wird nicht so gern gesehen im Lebenslauf, will man sich für ein Kunststudium bewerben. Damals jedenfalls.
Ich bin also Autodidaktin und mittlerweile sehr froh darüber. Zwar sind mir ganz sicher ein paar wichtige Lektionen entgangen mit denen ich mich innerhalb eines Kunststudiums hätte auseinandersetzen können. Und erst die Ateliers und die ausgedehnte Zeit die ich ausschließlich meiner Kunst hätte widmen können! Aber ich bin mir mittlerweile fast sicher, dass das Umfeld Kunsthochschule zum damaligen Zeitpunkt auch Schäden in meinem Wesen hinterlassen hätte.
Weil ich also Autodidaktin bin, musste ich, konnte ich, habe ich mir Vieles selbst beigebracht. Den ganzen gedachten Überbau der Kunsttheorie hat mich niemand gelehrt.
Für mich war es schon immer am Wichtigsten, dass Kunst schön ist. Und das hat sich nicht geändert. Es ist von großer Bedeutung für mich, dass Kunstwerke, seien es Objekte, Schmuck, Gemälde, Skulpturen u.s.w. Schönheit besitzen. Natürlich liegt Schönheit im Auge des Betrachters, aber welche Gefühle ein Kunstwerk in Dir auslöst, dass kannst du leicht beurteilen.
Ich mag es, wenn mich ein Kunstwerk spielerisch zu neuen Perspektiven oder zum Innehalten anregt. Und auf jeden Fall möchte ich, dass es meine Seele und mein Herz berührt und mich auf irgendeine Weise erhebt.
Ich persönlich bin nicht interessiert an schockierender Kunst. Ich habe auch kein Talent für politische oder explizit gesellschaftskritische Kunst. Sie gehört nicht wirklich zu meinem Interessenbereich, momentan. Ich würde sagen, sie liegt mir einfach nicht. Ist nicht das, was ich in der Kunst suche. Wobei eigentlich, finde ich, ist Schönheit durchaus politisch. Sie könnte wie ein stiller Seerosenteich inmitten egozentrisch verzerrter Selbstdarstellung sein. In dieser Metapher würde ich immer den Seerosenteich wählen, der außerdem noch Tiefe hat und von dessen schlammigen Grund sich die Seerosen empor arbeiten.
Ich fühle mich in den Bann geschlagen von Kunst, die mit den Mitteln der Schönheit einen Raum mit einer bestimmten Energie flutet, welche mich nährt. Kunst hat das Potenzial eine Wohnung in ein wirkliches Zuhause zu verwandeln. Sie schafft Identität, kehrt Persönlichkeit nach außen (bewusst oder unbewusst). Sie regt zu Gesprächen an und kann eine Atmosphäre schaffen in der sich eine ganze Familie versammelt und die Gäste sich wohlfühlen.
Ein Kunstwerk zu kaufen, ob nun ein Original oder einen Druck, ist in meinen Augen etwas sehr Intimes und auch ein Akt der Selbstliebe. Kunst nimmt bei all den Dingen, die man kaufen kann eine Sonderstellung ein. Man kann sie nicht essen. Man kann sie nicht anziehen. Man kann mit ihr auch nicht auf der Autobahn fahren. Sie genügt sich selbst und hat doch die wichtige Aufgabe die Welt zu bereichern. Sie ist ein Teil der Künstlerin oder des Künstlers der sie geschaffen hat. Sie ist ein Teil seines Wesens, Denkens, Fühlens. Sie ist sein Blick auf die Welt aus ihm heraus. Sie ist seine Vision. Sie ist durch ihn durchgegangen.
Für mich gibt es tatsächlich nur zwei Gründe Kunst zu kaufen. Entweder habe ich mich spontan und “unerklärlich“ in ein Werk verliebt und/oder ich habe den Künstler oder die Künstlerin kennengelernt, oder über/von ihnen gelesen und fühle mich angezogen von deren Lebenswelt. Und ganz oft sind die einzigen Worte, die es gut beschreiben, warum ich das Kunstwerk will: “Weil ich es schön finde.“ Geht es dir vielleicht ähnlich?
Also nochmal, du musst kein Kenner der Kunst oder Kunstszene sein um zu entscheiden, welche Kunst für dich schön ist und dir gut tut.
Zum Glück für uns alle, gibt es unzählige Künstler und deren Lebenswelten da draußen. Jedes mal, wenn ich einen neuen Künstler für mich entdecke bin ich überwältigt von seiner besonderen und einzigartigen Ausprägung. Diese vielen, in sich stimmigen und doch so verschiedenen Betrachtungen der Welt und des in ihr Seins sind so kostbar. Ich liebe meine Künstlerkollegen von ganzem Herzen und ich danke jedem Einzelnen für den Willen Schönheit in die Welt zu tragen.
Wenn du etwas von einem Künstler kaufst, dann zeigst du ihm oder ihr deine Wertschätzung für:
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viele Jahre, des sich Durchbeißens
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das Überwinden von (Selbst-) Zweifeln, wieder und wieder
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das Nichtaufgeben
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den Antrieb, das eigene Können zu verbessern und zu erweitern
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den Mut sich mit seinem Innersten zu zeigen und auseinanderzusetzen
Was du erwirbst, ist über den Preis den du zahlst hinaus, in gewisser Weise unbezahlbar. Es wird dir vom Künstler geschenkt.Ich möchte dich anregen, dich ohne Scheu und inneren Barrieren den verschiedensten künstlerischen Welten zu nähern, auf Kunstmärkten, in Galerien, auf Instagram oder großen Online Plattformen. Und ich hoffe, es ist mir gelungen, dich zu ermutigen deinem Bauchgefühl zu trauen, wenn es um die Auswahl von Kunst geht. Du entscheidest, was für dich schön ist.
Von Herzen,
Claudia
PS: Wenn Du noch mehr Fragen zur Auswahl von Kunst hast, schreibe mich gerne an.
PPS: Jeder Künstler freut sich über Kontakt zu seinem Publikum. Also fang doch hier gleich mit einem Kommentar an.
PPPS: Es gibt wirklich keine dummen Fragen.