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'Etwas In Mir Schaut Auf Das Meer, Und Auf Alles Andere Auch'
Es ist schon ein paar Jahre her, da war eine junge Frau, Kunstgeschichtsstudentin, bei mir zu Hause, um sich ein paar meiner damals neuen Arbeiten anzusehen. Sie hatte schon einige kleine Kunstwerke von mir gekauft und sie war tatsächlich so etwas wie ein Fan. Ich erinnere mich sehr gern an sie.
Damals hörte ich die Bezeichnung 'Magischer Realismus' zum ersten Mal, denn so ordnete Sie meine Arbeiten ein. Ich muss zugeben, dass ich mich erst vor ein paar Tagen, auf der Suche nach den passenden Keywords für meine Webseite, mit dieser Kunstrichtung beschäftigt habe.
Hier eine kurze Definition, die ich bei Wikiart fand:
Der magische Realismus stellt die Verschmelzung von realer Wirklichkeit (greifbar, sichtbar, rational) und magischer Realität (Halluzinationen, Träume) dar. Er ist eine „dritte Realität“, eine Synthese aus den uns geläufigen Wirklichkeiten. Der Übergang zum Surrealismus ist fließend.
Ich finde, das ist schon eine ganz gute Beschreibung dessen, was man in meiner Kunst finden kann, wobei ich 'Halluzinationen und Träume' mit 'Wahrnehmungen' ersetzen würde.
Immer wieder mal denke ich darüber nach, was der Kern meiner Arbeit ist und was mich antreibt bzw. was ich mit ihr zum Ausdruck bringen will.
Im Moment würde ich sagen: „Ich suche nach Bildern für das was man nicht sehen kann.“ und, „Ich will dich daran erinnern und dich fühlen lassen, dass da so viel mehr ist, von dem du tief in dir bereits weißt. Dass, du eingebettet bist in und verbunden bist mit jedem winzigen Partikel der gesamten Existenz.“
Ich würde dir gerne an meinem Bild 'Etwas In Mir Schaut Auf Das Meer, Und Auf Alles Andere Auch' zeigen, wie Magischer Realismus und mein 'Warum' in diesem Bild zusammengefunden haben. Dafür nehme ich dich zunächst mit in eine kleine Beschreibung bzw. Erzählung. Es ist tatsächlich beides: Interpretation und Tatsache. Danach gebe ich dir noch einige Hintergründe zu Details im Bild.
Sardinien im Oktober 2022
David, Luk und ich laufen nach oben. Um uns herum duftet es würzig und verschieden. Ich bin ganz berauscht davon und auch von den immer neuen Bildausschnitten, die mir der schmale gewundene Pfad stetig beschert. Die Gewächse, die ich nicht mit Namen kenne, kugelige Samenkapseln, Zapfen, Blüten. Ich sammle ein. Eigentlich dürfen wir hier gar nicht gehen-Privatgelände.
Wir erreichen die Straße, die uns weiter nach oben führt. Unser Ziel: der Bärenfelsen. Der Fußweg ist mit terrakottafarbenen kleinen Platten belegt. Riesige Kakteen wuchern neben weißen Häusern. Ziemlich viel unordentlich wuchernde Vegetation überall. Ich sauge die Farben ein. Pudrig sieht alles irgendwie aus. Intensiv zwar, aber auf eine zarte Art und Weise. Meine Augen lieben diese Eindrücke und mein Geist speichert Bilder über Bilder ab, die ich in meinem Herzen aufhebe.
Leider stellt sich heraus, ist unser Ziel ein gut erschlossener Touristenspot. Es gibt Tickets und einen Aufstieg mit Geländer. Schon circa halb oben auf dem Felsen beginnt es zu regnen. Immer weniger Leute kreuzen unseren Weg. Oben angekommen, finden wir unter dem Bauch des Bären Regenschutz. Vor uns unten, das graublaue Meer. Steinige Berge liegen links in unserem Sichtfeld.