Ich träume von Eva

 

 

 

(Lesezeit 3 min)

 

In all meinen unterschiedlichen Versuchen einen Text zu 'Eva - Offen Und Sicher' zu verfassen, habe ich über meine Erfahrungen als heranwachsende Frau geschrieben, über die Sexualisierung weiblicher Körper, über die Unsicherheit und Angst mit der man als Frau zu Zeiten lebt und so weiter. 

 

Irgendwann dachte ich, dass das ja aber meine persönlichen Erfahrungen sind, die ich rekapituliere. Ich hatte Zweifel, ob ich den Punkt den ich anstrebte, mit diesem Rückblick überhaupt erreichen würde. 

 

Deshalb habe ich an einem Tag im Juni an der Ostsee den Versuch eines Ausblicks gewagt. Ich habe so etwas wie ein Gedicht geschrieben, dass sich nicht reimt, und von dem ich nicht weiß, ob es überhaupt eines ist.

 

 

 

 

Ich träume von Eva


Eva in der Süße des Duftes der Blumen.
Eva in der Kehle eines Frühlingsvogels. 
Eva im Samtdunkel einer warmen Sommernacht.
Eva in der bunten, vielförmigen Ernte eines Herbstes


Eva im Teig, der geknetet wird, und in der Suppe, die auf dem Herd Blasen schlägt.
Eva im Platz um das Feuer, am Ofen und unter der Decke.


Eva im Baum, der gerade noch kahl,
jetzt austreibt in hellem Grün, 
übergeht zu kräftigen, dunkelgrünen Blättern,
um sie bald bunt und trocken zur Erde zu werfen.
 
 
Eva in der Erlaubnis, alles zu sein, 
zu kreisen, zu umkreisen, du dich…


Eva im Wind, mit weltreisenden Samen.
Eva im Sturm der Bäume ausreißt, zerfasert und verdaut, neue Erde gebiert.
Eva in den Flüssen von da nach dort,
die umspülen, wirbeln, glatt schleifen, ihren Weg finden. 

 
Eva in der Fürsorglichkeit für andere.
Eva in dem offenen Herzen, mit dem Du zuhörst und verstehst.
Eva in unseren Umarmungen und Berührungen.
Eva in meinem Lächeln, das ich verschenke, unendlich oft.

 
Eva, wenn wir Liebe machen, wenn wir uns hingeben. 
Eva, die sich mit uns aufs Gras in der Sonne legt.
Eva tanzt in hand- und herzgemachten Gewändern.
Darunter die Schamlosigkeit ihrer menschlichen Natur.


Eva in jeder jungen Frau, die sich frei bewegt.
ohne Furcht vor Dunkelheit und finsteren Ecken. 
Eva, die sich entfaltet zu den verschiedensten Gewächsen mit Dornen und Blüten zu ihrer Zeit.

 

Eva ist die Unmöglichkeit von Kriegen.

Nichts jagt, nichts treibt. Kein Entweder-oder. 
Wir geben, wovon wir haben. Wir schenken uns gern.

 

Die Welt ist Eva und Eva hat immer genug. 

Sitzt in einem Korb von Früchten, isst und verteilt.
Mehr als nötig fallen Verheißungen zur Erde, treiben aus, werden groß, tragen Blüten, Blätter, Früchte. Werden Nahrung für Körper und Seele, ein Mantel, ein Haus.

 

Eva lenkt mit dem Herzen.
Verwandelt die Welt in ihrem Schoß, lässt los, gibt zurück…

beginnt von vorn.

 

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1 Kommentar

Oh ich mag dein Gedicht, die Evas auf Erden. Schön dass du es teilst. Danke und viel Erfolg.

Carolin

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